Deutschland und Europa dürfen sich mit KI-Förderung nicht verzetteln

Der BDI präsentiert ein neues Grundsatzpapier zu künstlicher Intelligenz. Statt bei der Regulierung solle die Politik besser bei der Stärkung der Forschung und des Mittelstandes Tempo machen, äußert sich Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. 

„Deutschland und Europa dürfen sich in der KI-Förderung nicht verzetteln. Der Fokus muss klar auf industriellen Anwendungsfeldern liegen. Dort bestehen die besten Wachstumschancen. Mit einem zusätzlichen jährlichen Wachstum von 2,3 Prozent werden in der Industrie höhere Erträge durch künstliche Intelligenz erwartet als in anderen Branchen. Die Kombination unserer industriellen Stärke mit den Möglichkeiten von KI bietet die große Chance, Deutschland und Europa im internationalen Standortwettbewerb einen Vorteil zu verschaffen.

Die ehrgeizige Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit einen Legislativvorschlag für künstliche Intelligenz vorzulegen, bereitet Sorge. Der Regulierungsrahmen beeinflusst die Innovationsfähigkeit der europäischen Wirtschaft für die kommenden Jahre und Jahrzehnte entscheidend. Es wäre kontraproduktiv, ihn übers Knie zu brechen. Der Vorschlag der Kommission sollte alle KI-Anwendungen, die keine kritische Entscheidungen über Menschen treffen, explizit ausnehmen. Sonst würde der regulatorische Schnellschuss zur Innovationsbremse für die Industrie.

Statt bei der Regulierung sollte die Politik besser bei der Stärkung der Forschung und des Mittelstandes Tempo machen. Erst 15 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen setzen bereits KI ein. Regionale und überregionale Vernetzungsinitiativen mit IT-Dienstleistern und KI-Start-ups müssen auf- und ausgebaut werden. Viele Unternehmen können keine eigenen KI-Experten beschäftigen und benötigen Realisierungspartner, die sie in der Entwicklung von KI-Anwendungen unterstützen.“