EU und Mercosur: Assoziierungsabkommen hat strategische Dimension

Zu den Verhandlungen zwischen dem Mercosur-Staatenbund Südamerikas und der EU-Kommission über ein Freihandelsabkommen äußert sich BDI-Präsident Dieter Kempf. Eine Einigung wäre für Europa politisch und wirtschaftlich nie wichtiger als heute.

„Die EU und der Mercosur-Staatenbund müssen endlich den politischen Willen zum Abschluss des Abkommens aufbringen. Eine Einigung mit den südamerikanischen Partnern war für Europa politisch und wirtschaftlich nie wichtiger als heute, fast zwei Jahrzehnte nach Beginn der Verhandlungen.

Die globale Handelsordnung wird durch Protektionismus und eigensinniges Vorgehen erschüttert. Handelskonflikte belasten zunehmend die Wirtschaft weltweit. Das Assoziierungsabkommen bringt wertvolle Impulse für die Unternehmen auf beiden Seiten und hat eine kaum zu überschätzende strategische Dimension – für verlässliche Handelsregeln und langfristige Partnerschaft zwischen unseren Kontinenten.

Die EU hat nun die einmalige Möglichkeit, diese vergleichsweise geschlossenen südamerikanischen Märkte mit mehr als 260 Millionen Konsumenten als erster Wirtschaftspartner substanziell zu öffnen. Solch eine Chance dürfen wir nicht ungenutzt lassen.

Nur wenn wir wirtschaftlich und politisch eng mit dem Mercosur-Staatenbund zusammenarbeiten, können wir effektiv auch auf die Umweltbedingungen vor Ort einwirken. Das geplante Abkommen bietet dafür Hebel, die wir Europäer sonst nicht haben.

Der Mercosur ist der wichtigste Handelspartner der EU in Lateinamerika. EU-Firmen exportierten vergangenes Jahr Waren im Wert von rund 45 Milliarden Euro in den Mercosur. Die Exporte der vier Mercosur-Staaten in die EU beliefen sich auf 42,6 Milliarden Euro. Der südamerikanische Markt wird derzeit noch durch hohe Zölle abgeschottet, diese betragen zum Beispiel 35 Prozent auf Automobile und 20 bis 35 Prozent auf Maschinen.“