Deutsch-Französischer Motor muss zu neuer Stärke finden

Vor dem EU-Gipfel im Oktober fordern der BDI, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer Mut in der Europapolitik. Deutschland und Frankreich sollten enger zusammenarbeiten, fordern die Verbände.

Mit Blick auf den EU-Gipfel am Donnerstag und auf den gemeinsamen Deutsch-Französischen Wirtschaftstag von AHK, BDI und DIHK am Freitag äußerten sich die Verbände: "Die Staats- und Regierungschefs müssen auf dem EU-Gipfel ein starkes Signal für Europa setzen. Die Europäische Union und ihre Mitglieder brauchen mehr Mut in der europapolitischen Debatte. Das Zeitfenster für Reformen in der EU beginnt sich zu schließen. Notwendige Projekte wie die Vertiefung der Eurozone dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Angesichts der Vielzahl von großen Herausforderungen – Migration, Handelskonflikte, Brexit – muss Europa Einigkeit und Handlungsfähigkeit zeigen. Voraussetzung dafür ist ein starker deutsch-französischer Motor. Berlin und Paris sollten in ihren Anstrengungen einen Gang zulegen."

Auf dem Deutsch-Französischen Wirtschaftstag am Freitag in Berlin spricht auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier über die wirtschaftspolitischen Herausforderungen in Europa. „Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist für die EU unverzichtbar. Gemeinsam müssen wir gute europäische Rahmenbedingungen für Wachstum und Investitionen schaffen und Europa auf den Zukunftsmärkten stärken. Wichtige Beispiele sind Künstliche Intelligenz und Sprunginnovationen.", betonte er vorab. 

Guy Maugis, Präsident der AHK Frankreich, unterstricht, Deutschland und Frankreich hätten unterschiedliche Stärken und könnten sich hervorragend ergänzen. „Im Bereich der Digitalisierung zum Beispiel sind deutsche Unternehmen bewährt im Bereich Maschinenbau und Robotik, auf der anderen Rheinseite liegt das Talent mehr auf Bedienungsinnovationen, Softwareentwicklung und künstlicher Intelligenz. Gemeinsam mehr erreichen in Industrie, Politik und Gesellschaft – dafür bereiten Veranstaltungen wie der Deutsch-Französische Wirtschaftstag den Boden.“ 

BDI-Präsident Dieter Kempf äußerte: „Die Wirtschaft braucht mehr Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich. In der Künstlichen Intelligenz (KI) muss die deutsch-französische Kooperation als Keimzelle dienen für einen gesamteuropäischen Ansatz. Erforderlich ist mehr EU in der KI. Nur so bleiben wir stark im zunehmenden internationalen KI-Wettbewerb mit China und den USA. Dabei ist es entscheidend, dass wir Europäer den Schwerpunkt dort setzen, wo wir stark sind: bei der Forschung und Anwendung von künstlicher Intelligenz auf industrielle Prozesse. Auch auf diesem Zukunftsfeld gilt: Europa ist keineswegs das Problem, sondern die Lösung für viele aktuelle Probleme.“

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sprach sich ebenso für mehr deutsch-französische Kooperation aus: „Mit ca. 5,5 Billionen Euro erwirtschaften Deutschland und Frankreich mehr als ein Drittel des EU-Bruttoinlandsprodukts. Gute Wirtschaftsbeziehungen sind deshalb nicht nur für die politischen Schwergewichte der EU und unsere Position auf den Weltmärkten essentiell. Deutschland und Frankreich sind über ihre Industrie- und Handelsbeziehungen, ihre wechselseitigen Investitionen, aber auch über den Austausch unter jungen Menschen in der Berufsausbildung eng verknüpft. Darauf sollten wir aufbauen und die wichtigen Themen der Zukunft möglichst gemeinsam anpacken: Digitalisierung, Vertiefung der Eurozone oder die Mobilität der Zukunft. In all diesen Fragen kommt es auf Vernetzung und partnerschaftliches Vorgehen an. Deutsche und Franzosen lösen diese Zukunftsaufgaben am besten gemeinsam.“